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Don´t fight the Wind, adjust your Sails

"Vielleicht kann ich die Wahrheit finden, indem ich die Lügen vergleiche."

»Du, ich höre unten irn Haus einen Einbrecher«, flüsterte Nasrudins Frau  eines Nachts. »Pssst! Kein Geräusch«, flüsterte er zurück. »Wir haben nichts, das er stehlen könnte. Aber wenn wir Glück haben, läßt er vielleicht etwas zurück.« Nasrudin, der Einbrecher in viele leere Häuser, läßt immer etwas zurück -wenn die Hausbewohner es erkennen.

Nasrudin - Geschichten

Eines Tages kam ein Nachbar zu Nasrudin, um den weisen Mann um Rat zu Fragen. "Nasrudin, alle meine Hühner sind krank.".
"Womit fütterst Du denn Deine Hühner?", forschte Nasrudin.
"Mit Weizen und Soja, Nasrudin"
"Ganz falsch, Du musst Mais nehmen!"
Wenige Tage später erschien der Nachbar wieder, den Hühnern ging es überdies schlechter. 

"Hast Du den Mais denn gekocht? Natürlich musst Du den Mais vorher kochen!"
Weiterhin ging es den Hühnern schlecht, trotz des gekochten Mais.
"Hast Du den Mais denn gesalzen, ging der Mulla der Sache weiter auf den Grund. Salze den Mais leicht und es wird Deinen Hühnern rasch wieder besser gehen."
Aufgebracht erschien der Nachbar am nächsten Tag erneut beim Mulla.  
"Nasrudin, alle meine Hühner sind Tot!" "Das ist nun wirklich bedauerlich", entgegnete Nasrudin. "Ich hätte noch so viele wirklich gute Ideen gehabt."  4H
Einer der Erkenntnisprozesse des Menschen ist der Irrtum. Es ist praktisch wenn er nicht zum eigenen Schaden sein muss.  

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Gerade als ich meinen Esel daran gewöhnt hatte, ohne Futter aus zukommen, wurde das Experiment durch seinen Tod jäh unterbrochen. Und das obgleich ich ihn beinahe ganz daran gewöhnt hatte gar nichts mehr zu Essen. 4H

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Die Frau des Mulla war gestorben, und er heiratete eine Witwe als sie am Abend miteinander im Bett lagen, seufzte die Frau: "Mein Erster Mann war ein so guter Mensch..." Der Mulla ärgerte sich darüber und parierte: "Oh meine verstorbene Frau...sie war so lieblich, so süß und so gehorsam!" als die Frau jedoch nicht aufhörte, von ihrem ersten Mann zu schwärmen, stieß der Mulla sie schließlich aus dem Bett, wobei sie sich den Fuß brach. Sie zerrte den Mulla vor den Richter und erhob Anklage gegen ihn. Der Richter fragte den Mulla was er dazu zu sagen habe. Er antwortete: "Eure Richterliche Hoheit! Wir besitzen ein Bett für zwei Personen. An diesem Abend kamen der erste Mann meiner Frau und meine erste Frau dazu, und so wurde meine Frau von der Bettkante gedrängt und fiel zu Boden. Dabei brach sie sich den Fuß." Der Richter verstand, legte den Fall nieder und schickte den Mulla und seine Frau nach Hause."

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Nasrudin geriet in einen Disput mit einem Manne, der über alles viel besser Bescheid wußte als er. Und es schien, als könne er auch alle anderen Fähigkeiten des Mulla ausstechen. Schließlich sagte der Rivale: "Nasrudin, laß uns einen Wettkampf austragen, um zu entscheiden, wer von uns beiden in allem besser ist. Du schlägst irgend etwas vor, gleich, was es auch sein mag, ich versichere und behaupte, daß ich dafür nur halb soviel Zeit benötige wie du." "Angenommen!" sagte Nasrudin. "Und bis es von den anwesenden Zeugen entschieden ist, werden wir als gleichwertig betrachtet. Hier ist mein Vorschlag: Es ist nach tausend Jahren meiner Lebenszeit festzustellen, ob du inzwischen nur fünfhundert Jahre älter geworden bist."

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Nasrudin trägt eines Tages ein Stück Leber und das Rezept für eine Leberpastete nach Hause. Plötzlich stürzt ein Raubvogel herab und reißt ihm das Fleisch aus der Hand. Nasrudin ruft dem davonfliegenden Vogel nach: "Dummer Vogel! Gut, die Leber hast du, aber was machst du ohne das Rezept?"

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"Gesetze als solche machen die Menschen nicht besser", sagte Nasrudin zum König. "Sie müssen bestimmte Dinge in die Tat umsetzen, um auf die innere Wahrheit abgestimmt zu werden. Diese Form der Wahrheit ähnelt der äußeren Wahrheit nur von ferne." Der König aber beschloß, die Menschen dazu zu bringen, die Wahrheit anzunehmen. Er war überzeugt, er können sie dazu bringen, Wahrhaftigkeit in die Tat umzusetzen. Man kam in die Stadt über eine Brücke; auf dieser ließ er einen Galgen errichten. Am nächsten Tage, als die Tore im Morgengrauen geöffnet wurden, stand der Wachhauptmann dort mit seiner Truppe bereit, um alle, die in die Stadt wollten, zu überprüfen. Folgendes hatte man bekanntgegeben: "Jedermann wird befragt! Wenn er die Wahrheit spricht, wird ihm erlaubt, in die Stadt zugehen. Wenn er lügt, wird er gehängt." Nasrudin kam heran. "Wohin gehst du?" "Ich bin unterwegs, um gehängt zu werden", sagte Nasrudin gemächlich. "Das glauben wir dir nicht!" "Gut! Falls ich gelogen habe, hängt mich auf!" "Aber wenn wir dich aufhängen, weil du gelogen hast, machen wird das, was du gesagt hast, ja zur Wahrheit." "Recht so! Jetzt wißt ihr, was Wahrheit ist - eure Wahrheit!"

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Eines Tages sagte Nasreddin Hodscha: «Zwischen Jugend und Alter ist keinerlei Unterschied!» - «Wie das?» fragte man ihn. Er erläuterte: «Vor unserer Tür liegt ein schwerer Stein, den nur wenige Leute hochheben können. In meiner Jugend habe ich versucht, ihn hochzuheben, ohne es zu schaffen. Später, als ich alt geworden war, habe ich mich daran erinnert und habe von neuem versucht, ihn hochzuheben, wieder ohne Erfolg. Aufgrund dieser Erfahrung sage ich, daß zwischen Jugend und Alter keinerlei Unterschied besteht!»

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Wieder und wieder überquerte Nasrudin die Grenze zwischen Persien und Griechenland auf Esels rücken. Jedesmal hatte er zwei Körbe mit Stroh dabei und kam ohne sie zurück.Jedesmal untersuchte die Wache ihn wegen Schmuggelware. Niemand fand etwas. "Was bringst du herüber?" "Ich bin ein Schmuggler." Jahre später, Nasrudin machte einen immer wohlhabenderen Eindruck, zog er nach Ägypten. Dort begegnete er einem der Grenzwächter. "Sag einmal, Nasrudin, jetzt, wo du außerhalb der Gerichtsbarkeit von Griechenland und Persien bist und hier in solchem Wohlstand lebst, sage mir doch, was war es eigentlich, was du geschmuggelt hast, als wir dich nie Überführen konnten." "Esel."

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Es sah so aus, als würde das Schiff jeden Moment sinken, und die Passagiere lagen auf den Knien, beteten und bereuten ihre Sünden und gelobten, alle möglichen Dinge zu tun, wenn sie nur gerettet würden. Allein Nasrudin war ungerührt. Plötzlich auf dem Höhepunkt der Panik sprang er auf und rief: "Sachte, sachte Freunde! Versprecht nicht zu viel - ihr könnt die Alten bleiben. Ich glaube, ich sehe Land!"

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Annahme und Schicksal 
 Der Mulla wurde einmal gefragt, was denn Schicksal sei. Er sagte: "Was Du 'Schicksal' nennst, ist bloß Annahme. Du nimmst an, daß etwas Gutes oder Schlechtes geschehen wird. Das tatsächliche Ergebnis nennst Du dann 'Schicksal'."

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Freier Fall mit freier Folge Als der Mulla Nasrudin eines Tages durch eine schmale Gasse ging, fiel ein Mann von einem Dach - ihm genau auf den Kopf. Der Mann blieb unverletzt, aber den Mulla mußte man ins Krankenhaus bringen. »Welche Lehre zieht ihr aus diesem Ereignis, Meister?« fragte ihn ein Schüler »Hüte dich vor dem Glauben an das Unvermeidliche, auch wenn Ursache und Wirkung unausweichlich scheinen. Und nimm dich in acht vor theoretischen Fragen wie: Wenn ein Mann vom Dach fällt, wird er sich das Genick brechen? Er fiel - aber mein Genick ist gebrochen!«

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Die Leute reißen sich darum, meinen langgereiften Essig zu probieren. Aber er wäre nicht vierzig Jahre alt, wenn ich sie ließe, oder?

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Der Mulla fiel einmal beinahe in einen Wassertümpel. Ein Mann, der gerade vorüberkam, bewahrte ihn im letzten Moment davor. Jedesmal nun, wenn Nasrudin dem Mann begegnete, erinnerte der ihn daran, wie er ihn damals vor dem Naßwerden gerettet hatte. Endlich wurde dem Mulla das zuviel; er führte seinen Freund an den Tümpel, sprang hinein, tauchte bis zum Hals unter und schrie: »Jetzt bin ich so naß, wie ich gewesen wäre, wenn ich Dich nie getroffen hätte! Und nun laß mich bloß in Frieden.«

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Eines Tages betrat Nasrudin ein Teehaus und verkündete: "Der Mond ist nützlicher als die Sonne." Man fragte ihn, warum. "Weil wir in der Nacht das Licht nötiger brauchen."

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Im Orient wollte einst ein König seinen Untertanen eine Freude bereiten und brachte ihnen, die keine Uhr kannten, von einer Reise eine Sonnenuhr mit. Sein Geschenk veränderte das Leben der Menschen im Reich. Sie begannen die Tageszeiten zu unterscheiden und ihre Zeit einzuteilen. Sie wurden pünktlicher, ordentlicher, zuverlässiger und fleißiger und brachten es zu einem großen Reichtum und Wohlstand. Als der König starb überlegten sich die Untertanen, wie sie die Verdienste des Verstorbenen würdigen könnten. Und weil die Sonnenuhr das" Symbol für die Gnade des Königs und die Ursache des Erfolges der Bürger war, beschlossen sie, um die Sonnenuhr einen prachtvollen Tempel mit goldenem Kuppeldach zu Bauen. Doch als der Tempel vollendet war und sich die Kuppel über die Sonnenuhr wölbte, erreichten die Sonnenstrahlen die Uhr nicht mehr. Der Schatten, der den Bürgern die Zeit gezeigt hatte, war verschwunden, der gemeinsame Orientierungspunkt, die Sonnenuhr verdeckt. Der eine Bürger war nicht mehr pünktlich, der andere nicht mehr zuverlässig, der dritte nicht mehr fleißig. Jeder ging seinen Weg. Das Königreich zerfiel

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Ein paar spielende Knaben wollten Nasrudin seine Sandalen entführen. Als er die Straße entlang kam, scharten sie sich um ihn und sagten: "Mulla, auf diesen Baum kann niemand klettern!" "Aber natürlich kann man das ", sagte Nasrudin, "ich werde euch zeigen, wie man es macht." Er wollte seine Sandalen schon auf dem Boden stehen lassen, aber eine innere Stimme warnte ihn, und so steckte er sie unter seinen Gürtel, bevor er zu klettern begann. Die Knaben waren enttäuscht. "Wozu nimmst Du denn Deine Sandalen mit?" riefen sie zu ihm herauf. "Wenn noch nie jemand auf diesen Baum geklettert ist, wie soll ich dann wissen, ob es da oben keine Straße gibt?" entgegnete der Mulla.

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Nasrudin drückte einem Knaben einen Krug in die Hand, befahl ihm vom Brunnen Wasser zu holen und versetzte ihm eine Ohrfeige. »Paß bloß auf, daß Du ihn nicht fallen laßt!« schrie er. Jemand der die Szene mitangesehen hatte, sagte: »Wie könnt Ihr nur jemanden schlagen, der doch gar nichts falsch gemacht hat?« »Dir wäre es wohl lieber«, entgegnete Nasrudin, »wenn ich den Jungen erst schlage, nachdem er den Krug zerbrochen hat und sowohl Krug als auch Wasser verloren sind? Nach meiner Methode vergißt der Knabe seine Aufgabe nicht, und Krug und Inhalt bleiben auch erhalten.«

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An Markttagen stand Mulla Nasrudin häufig auf der Gasse und machte sich zum Narren: Sooft ihm Leute ein großes und ein kleines Geldstück anboten, nahm er das kleinere. Eines Tages sagte ein wohlmeinender Mann zu ihm: "Mulla, du solltest die größere Münze nehmen. Dann wirst du mehr Geld besitzen, und die Leute haben nicht länger Gelegenheit, sich über dich lustig zu machen." "Das mag stimmen", sagte Nasrudin, "aber wenn ich stets die größere Münze nehme, werden die Leute aufhören, mir Geld zugeben. Denn sie tun es ja nur, um zu beweisen, daß ich verrückter bin als sie. Und dann würde ich überhaupt kein Geld mehr haben."

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Nasrudin begab sich ins Land der Narren. "O Leute", rief er, " die Sünde und das Böse sind hassenswert." Und so trieb er es jeden Tag, wochenlang. Als er eines Tages gerade wieder seine Rede halten wollte, stellte sich eine Gruppe der Bewohner des Narrenlandes mit verschränkten Armen vor ihm auf. "Was wollt ihr?" "Wir haben soeben einen Entschluß gefaßt was wegen all der Sünde und des Bösen, von dem du die ganze Zeit sprichst, zu tun ist." "So habt ihr euch entschlossen, die Sünde hinfort zu meiden?" "Nein, wir haben beschlossen, dich zu meiden.

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Manchmal nahm Nasrudin in seinem Boot Leute auf kleine Ausflüge mit. Eines Tages ließ ein pedantischer Schulmeister sich von ihm über den sehr breiten Fluß setzen. Kaum waren sie an Bord, da fragte der Schulmeister, ob die Überfahrt stürmisch sein werde. "Frage mich nicht so welches", sagte Nasrudin. "Hast du nie Grammatik gelernt?" "Nein", sagte der Mulla. "Dann hast du die Hälfte deines Lebens vergeudet." Der Mulla schwieg. Dann kam ein schwerer Sturm auf. Die närrische Nußschale des Mulla füllte sich mit Wasser. Er beugte sich zu seinem Fahrgast vor: "Hast du je schwimmen gelernt?" "Nein", sagte der Pedant. "Dann, Schulmeister, ist dein ganzes Leben verloren, denn wir sinken."

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Die Leute verkaufen für teures Geld sprechende Papageien. Niemand denkt auch nur für einen Moment daran, wie wertvoll erst ein denkender Papagei wäre.

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Jemand beobachtete Nasrudin, wie dieser etwas auf dem Boden suchte. "Was hast du verloren, Nasrudin?" fragte er. "Meinen Schlüssel", sagte der Mulla. Beide lagen nun auf den Knien und suchten. Nach einer Weile fragte der andere: "Wo hast du ihn denn eigentlich verloren?" "In meinem Hause." "Aber warum suchst du ihn dann hier draußen?" "Weil es hier heller ist."

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Die Drei Reiter Nasrudin wanderte eines Tages eine verlassene Straße entlang. Die Nacht brach gerade herein, als er einen Trupp Reiter erspähte, der ihm entgegenkam. Seine Phantasie begann zu spielen: er befürchtete, die Reiter könnten ihn ausrauben oder in die Armee zwangsverpflichten. Seine Angst wurde so groß, daß er über eine Mauer sprang und sich auf einem Friedhof wiederfand. Die anderen Reisenden jedoch, der von Nasrudin unterstellten Absichten völlig unverdächtig, wurden neugierig und folgten ihm. Als sie ihn fanden, lag er regungslos am Boden. Einer der Reiter fragte: »Können wir Ihnen helfen - warum berinden Sie sich in dieser mißlichen Lage?« Nasrudin erkannte, daß er sich geirrt hatte, und entgegnete: »Das ist schwerer zu erklaren, als Sie annehmen. Sehen Sie, ich bin hier Ihretwegen - und Sie, Me sind meinetwegen hier. «

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Nasrudin, der das Amt des Friedensrichters bekleidete, erschienen zwei Männer. Der eine beklagte sich: »Dieser Mann hat mir ins Ohr gebissen - ich verlange Schmerzensgeld.« Der andere behauptete: »Er hat sich selbst gebissen.« Nasrudin ordnete eine Verhandlungspause an und zog sich in seine Gemächer zurück. Dort verbrachte er eine halbe Stunde mit dem Versuch, sich selbst ins Ohr zu beißen. Alles,was er erreichte ,war, daß er bei dem Versuch vornüber fiel und sich an der Stirn eine Beule schlug. Er kehrte in den Gerichtssaal zurück. »Man untersuche den gebissenen Mann «,beschied er. »Hat er eine Beule auf der Stirn, so hat er sich selbst gebissen, und die Klage ist abgewiesen. Wenn nicht, dann hat es der andere getan, und der Gebissene erhält drei Silbersrücke Schmerzensgeld.«

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Nach einer langen Reise fand Nasrudin sich mitten im mahlenden Menschengedränge von Bagdad. Es war die größte Stadt, die er je gesehen hatte, und die durch die Straßen strömende Menschenmenge verwirrte ihn. "Ich möchte wissen, wie es die Leute machen, um sich hier nicht selbst zu verlieren und überhaupt noch zu wissen wer sie sind", so grübelte er. Dann dachte er: "Ich muß mich gut an mich erinnern, sonst gehe ich mir womöglich verloren." Er eilte in eine Karawanserei. Ein Spaßvogel saß auf einem Bette neben dem, das man Nasrudin zugewiesen hatte. Nasrudin wollte ein Schläfchen halten, aber er hatte eine Schwierigkeit: Wie sollte er sich wiederfinden, wenn er aufwachte? Er vertraute sich seinem Nachbarn an. "Ganz einfach", sagte der Spaßvogel, "hier ist ein aufgeblasener Ballon. Binde ihn an deinem Bein fest und lege dich schlafen. Wenn du aufwachst, schaue dich nach dem Mann mit dem Ballon um, und der bist du." "Großartige Idee!" sagte Nasrudin. Ein paar Stunden später wachte der Mulla auf. Er schaute sich nachdem Ballon um und entdeckte ihn am Bein des Spaßvogels. "Da bin ich ja!" dachte er. Dann aber trommelte er den anderen Mann in wahnsinniger Angst aus dem Schlaf. Der Mann erwachte und fragte, was los sei. "Es ist geschehen, was ich befürchtete." Nasrudin zeigte auf den Ballon: "Wegen des Ballons kann ich sagen, daß du ich bist. Aber - wenn du ich bist - wer, um Gottes willen, bin denn ich?"

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Der Spatzenpfau Ein Spatz wollte sein wie ein Pfau. Wie imponierte ihm der stolze Gang des großen Vogels, der hoch getragenen Kopf, das mächtige Rad, das er schlug!. "So will ich auch sein", sagte der Spatz. " Die Bewunderung der anderen wird mir sicher sein." Er reckte den Kopf, atmete tief ein, daß sich sein schmales Brüstchen schwellte, spreizte die Schwanzfedern und versuchte so elegant zu laufen, wie er es bei dem Pfauen gesehen hatte. So trippelte er hin und her und fühlte sich mächtig stolz. Nachdem er dies längere Zeit so gemacht hatte, merkte er, daß ihn die ungewohnte Haltung anstrengte. Der Hals schmerzte, die Füße taten ihm weh, und was das schlimmste war, die anderen Vögel , die aufgeblasenen Amseln, die putzsüchtigen Kanarienvögel und die dümmlichen Enten, sie lachten alle über den Spatzenpfau. Dem wurde es bald zu bunt. "Das Spiel gefällt mir nicht, ich habe es satt Pfau zu sein. Ich will mich wieder wie ein Spatz benehmen." Als er es versuchte wieder wie ein Spatz zu laufen gelang es ihm nicht. Statt wie vorher zu laufen, hüpfte er plötzlich und konnte nichts anderes mehr. So lernten die Spatzen das hüpfen.

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Ein Sultan war mit einem seiner besten Diener auf einem Schiff. Der Diener, der noch nie eine Seereise gemacht, mehr noch, der als Sohn der Berge noch nie die Wüste des Meeres erblickt hatte, saß im hohlen Bauch des Schiffes und schrie, jammerte, zitterte und weinte. Alle waren gütig zu ihm und versuchten, seine Angst zu besänftigen. doch die Güte erreichte nur sein Ohr, nicht aber sein angstgepeinigtes Herz. Der Herrscher konnte das Geschrei seines Dieners kaum mehr hören, und die Seefahrt über das blaue Meer unter blauen Himmel machte ihm keine Freude mehr. Da trat der weise Hakim, sein Leibarzt, an ihn heran." Königliche Hoheit, wenn Ihr es gestattet, kann ich ihn beruhigen." Ohne zu zögern gab der Sultan die Erlaubnis. der Hakim befahl nun den Seeleuten, den Diener ins Wasser zu werfen, was sie mit dem Schreihals nur zu gern taten. der Diener strampelte, schnappte nach Luft, klammerte sich an der Bordwand fest und flehte darum, wieder im Schiff aufgenommen zu werden. An den Haaren zog man ihn wieder herein. Von nun an saß er ganz ruhig in einer Ecke. Kein Wort der Angst war aus seinem Munde zu vernehmen. Der Sultan wunderte sich und fragte den Hakim:" Welche Weisheit steckte in dieser Handlung?" Der Hakim antwortete: "Er hat noch nie das Salz des Meeres gekostet. Er wußte auch nicht, wie groß die Gefahr ist, die ihm im Wasser begegnete. Daher konnte er auch nicht wissen, wie kostbar es ist, die festen Planken eines Schiffes unter sich zu haben. Den wert der Ruhe und Gelassenheit kennt erst der, der einmal der Gefahr ins Auge geblickt hat. Das Mädchen das Du nicht magst, ist meine Geliebte. Es besteht ein unterschied zwischen dem, der seine Geliebte bei sich hat, und dem, der wartend ihr kommen ersehnt.

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Ein Nachbar kam zu Nasrudin, um sich dessen Wäscheleine auszuborgen. »Tut mir leid, aber ich trockne gerade Mehl daran.« »Aber wie kann man den Mehl an einer Wäscheleine trocknen?« »oh, wenn du sie nicht verleihen willst, ist das weniger schwierig als Du denkst.«

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Außergewöhnliche. Wahrnehmung. Goldener Vogel. Dämonen "Ich werden Dich aufhängen lassen", sagte ein grausamer und unwissender König zu Nasrudin, "wenn Du mir nicht beweist, daß Du wirklich die außergewöhnliche Wahrnehmungsfähigkeit besitzt, derer man Dich rühmt." Nasrudin entgegnete sofort, er sehe einen goldenen Vogel am Himmel und Dämonen in der Erde. "Erstaunlich", sagte der König, "wie machst Du das bloß?" - "Furcht", entgegnete der Mulla, "ist alles, was man dazu braucht."

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Auf dem Dachgarten eines Hauses schliefen in einer Sommernacht die Mitglieder einer Familie. Die Mutter sah, voll Mißgunst, daß ihre nur widerwillig geduldete Schwiegertochter und ihr Sohn eng aneinander geschmiegt schliefen. Diesen Anblick konnte sie nicht ertragen, weckte die beiden Schläfer und rief: "Wie kann man nur bei dieser Hitze so eng zusammen schlafen. Das ist ungesund und schädlich." In der anderen Ecke des Dachgartens schliefen ihre Tochter und der verehrte Schwiegersohn. Beide lagen voneinander getrennt, mindestens einen Schritt weit auseinander. Fürsorglich weckte die Mutter die beiden und flüsterte: "Ihr lieben, wie könnt ihr nur bei dieser Kälte so weit voneinander liegen, statt euch gegenseitig zu wärmen?" Dies hörte die Schwiegertochter. Sie richtete sich auf und sprach mit lauter Stimme wie ein Gebet folgende Worte: "Wie allmächtig ist Gott. Ein Dachgarten und ein so unterschiedliches Klima."

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Ein Nachbar kam zu Nasrudin und sagte: "Meine Kuh wurde von deinem Ochsen  auf die Hörner genommen. Habe ich Anspruch auf Schadenersatz?" "Nein", sagte der Mulla sofort, "Mein Ochse ist nur ein Tier mit Instinkten und wurde offenbar von deiner Kuh gereizt,  sein Handeln ist somit nicht vorwerftbar." "Oh, Sorry", sagte der Nachbar, "da hatte ich etwas verwechselt und aus Versehen umgekehrt dargestellt. Es war mein Ochse der von deiner Kuh provoziert wurde, der Sachverhalt ändert sich dadurch ja nicht." "Das stellt das ganze dann schon in ein anderes Licht", sagte Nasrudin, "Da macht es dann doch Sinn noch mal ins Gesetzt zu schauen und zu Recherchieren wie die bisherige Rechtsprechung das sieht." 4h

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Ein Mystiker hielt Nasrudin auf der Straße an und deutete auf den Himmel. Er meinte: "Es gibt nur eine Wahrheit, die alles umfaßt." Nasrudin war in Begleitung eines Gelehrten, der versuchte, den Sufismus rational zu begreifen. Er dachte sich: "Diese unheimliche Gestalt ist verrückt. Ob Nasrudin wohl irgendwelche Vorsichtsmaßnahmen gegen ihn ergreifen wird?" Und wahrhaftig, der Mulla wühlte in seinem Tragesack und brachte ein aufgerolltes Seil zutage. Der Gelehrte dachte: "Ausgezeichnet, nun können wir den Wahnsinnigen ergreifen und binden, falls er gewalttätig wird." Die wahre Bedeutung von Nasrudins Geste war jedoch: "Der gewöhnliche Mensch versucht jenen 'Himmel' mit Methoden zu erreichen, die genauso ungeeignet dazu sind wie dieses Seil." Der "Verrückte" lachte und ging weiter. "Gut gemacht", sagte der Gelehrte, "Sie haben uns vor ihm gerettet."

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Eines Tages fand Nasrudin auf seiner Fensterbank einen erschöpften Falken sitzen. Er hatte noch nie so eine Art Vogel gesehen. "Du armer Kerl", sagte er, "wie war es nur möglich, daß du in einen solchen Zustand gekommen bist?" Er kürzte dem Falken die Krallen, schnitt den Schnabel zurecht und stutzte die Flügel. Nun siehst du schon eher wie ein Vogel aus", sagte Nasrudin.

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Nasrudin hatte Geld gespart, um sich ein neues Hemd zu kaufen. Voller Freude suchte er einen Schneider auf. Der Schneider nahm Maß und sagte: "Komm in einer Woche wieder und - wenn Allah will - wird dein Hemd fertig sein." Der Mulla faßte sich eine Woche lang in Geduld und ging dann wieder in den Laden. "Es hat eine Verzögerung gegeben. Aber - wenn Allah will - wird dein Hemd morgen fertig sein." Am nächsten Tag kam Nasrudin wieder. "Es tut mir leid", sagte der Schneider, "aber es ist noch nicht fertig. Frage morgen noch einmal nach, und - wenn Allah will wird es fertig sein." Gereizt fragt Nasrudin: "Und wie lange wird es dauern, wenn du Allah aus dem Spiele läßt"

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Wirkt phantastisch, was?

Nasrudin streute Brotkrumen um sein Haus herum aus. "Was machst Du da?" fragte ihn jemand. "Ich halte Tiger fern." "Aber in dieser Gegend gibt es doch gar keine Tiger." "Genau! Wirkt phantastisch, was?" 

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Als ich Deinen Namen sah!
Ein Philosoph, der sich mit Nasrudin zu einem Disput verabredet hatte, kam zu dessen Haus, traf ihn aber nicht an. Wütend nahm er ein Stück Kreide und schrieb auf Nasrudins Tür: "Dummkopf!" Als der Mulla nach Hause kam und dies sah, eilte er zum Hause des Philosophen. "Ich hatte vergessen", sagte er, "daß du mich besuchen wolltest, entschuldige bitte, daß ich nicht zu Hause war. Selbstverständlich erinnerte ich mich sofort an unsere Verabredung, als ich sah, daß du deinen Namen an meine Haustür geschrieben hast.